Über Jahrhunderte hinweg waren Hunde Nutztiere: Sie bewachten den Hof, hüteten die Herde, stöberten Wild auf, apportierten die Jagdbeute ihres Menschen und vieles mehr. Heutzutage halten nur noch wenige Menschen ihre Hunde als Arbeitstiere. Viel öfter werden Hunde als Familienmitglied, als Freund gehalten. Auf der einen Seite ist das natürlich eine große Verbesserung, da unsere vierbeinigen Freunde dadurch deutlich mehr Zuneigung und Fürsorge erleben und nicht artgerechte Haltungen, wie beispielsweise die Zwingerhaltung, schon fast nicht mehr existieren. Auf der anderen Seite fehlt vielen Hunderassen dadurch eine Aufgabe. Die Lösung dieses Problems finden immer mehr Hundehalter im Hundesport. Wir verraten Ihnen, welche Disziplinen es im Hundesport gibt und für wen sie geeignet sind.
Warum Hundesport?
Nach wie vor wird Hundesport von so manchem Hundehalter als Modeerscheinung betrachtet. Tatsächlich hat diese Form der Beschäftigung durchaus ihre Berechtigung. Denn die meisten Hunderassen wurden zu einem bestimmten Zweck gezüchtet – so sind beispielsweise Border Collie oder Weimaraner hoch spezialisierte Nutzhundrassen, die mit dem normalen Familienleben absolut unterfordert sind. Diese Unterforderung hat teilweise schlimme Folgen: Umso intelligenter und arbeitswilliger ein Hund, umso drastischer fallen die Unterforderungserscheinungen aus. Manche Hunde zerstören aus Langeweile ganze Wohnungseinrichtungen, andere werden aggressiv oder verletzten sich selbst, verweigern den Gehorsam, pöbeln an der Leine oder zeigen andere Verhaltensauffälligkeiten.
Insofern es sich nicht um Schlitten- oder Windhunde handelt, die speziell auf ihre Lauffreude hin gezüchtet wurden, sind endlose Spaziergänge oder andere Arten rein körperlicher Auslastung nicht ausreichend, um einen ausgeglichenen Hund zu bekommen. Ganz im Gegenteil: Durch intensives Training fordert der Hund immer mehr Bewegung ein. Besser ist es deshalb, wenn Sie ihren Hund nicht nur körperlich, sondern auch mit Kopfarbeit beschäftigen.
Hundesport bietet eine gelungene Mischung aus geistiger und körperlicher Arbeit, die es Ihnen ermöglicht, ihren Hund in jeder Hinsicht angemessen auszulasten und zudem auch noch durch intensive Zusammenarbeit die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem vierbeinigen Freund stärkt.
Unterschiedliche Disziplinen im Hundesport
Natürlich ist Hundesport nicht gleich Hundesport: Es gibt viele verschiedene Arten. Neben den „klassischen“ Hundesportarten, wie Hunderennen oder Schlittenrennen hat sich mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher Disziplinen entwickelt, unter denen Sie als Hundehalter je nach Neigung und Eignung Ihres Hundes auswählen können.
Und damit Sie im Wirrwarr des Hundesportes den Überblick behalten, haben wir für Sie eine Übersicht der beliebtesten Hundesportarten zusammengestellt:
Agility
Dieser beliebte Hundesport hat etwas vom Springreiten bei Pferden – tatsächlich wurde Agility als Pausenfüller für Pferdesportveranstaltungen erfunden, erfreut sich mittlerweile aber als eigenständige Sportart größter Beliebtheit. Es geht darum, einen vorgeschriebenen Parcours in möglichst kurzer Zeit und nach Möglichkeit fehlerfrei zu absolvieren. Der Parcours besteht aus Sprüngen, Hürden, Tunnels, Slalom, Wippen und vielem mehr. Der Mensch ist dabei stets an der Seite seines Tieres und gibt entsprechende Befehle, auch wenn er selbst nicht über die Hindernisse muss. Mittlerweile ist dieser Hundesport so verbreitet, dass sogar Agility-Weltmeisterschaften stattfinden.
Discdogging
Discdogging könnte man vereinfacht als Frisbee-Spiel für den Hund beschreiben. Es geht in erster Linie darum, dass der Hund die Frisbee aus der Luft fängt und zurückbringt. In verschiedenen Varianten wird dann der Schwierigkeitsgrad gesteigert, Entfernung und Wurftechnik spielen hierbei eine Rolle. In der Discdogging-Variante „Freestyle“ wird zudem eine tanzähnliche Kür unter Zuhilfenahme der Frisbee aufgeführt.
Dog Dancing
Diese Sportart ist in Westeuropa noch nicht sehr weit verbreitet, gewinnt aber immer mehr Anhänger. Es handelt sich dabei um einen spielerischen Tanz zwischen Mensch und Tier, der durch Elemente verschiedener Gehorsamkeitsübungen geprägt ist.
Mantrailing
Mantrailing ist ein Hundesport, der aus der Gebrauchshundearbeit abgeleitet wurde. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei um Personensuche im klassischen Sinne: Der Duft einer Person wird aufgenommen und verfolgt. Im Freizeitbereich wird Mantrailing mit versteckten Personen spielerisch trainiert, allerdings werden viele Mantrailer auch in der Personensuche und als Rettungshunde eingesetzt.
Obedience
Obedience ist so etwas wie die Königsklasse des Gehorsams. Es geht dabei um ein besonders harmonisches und exaktes Zusammenspiel zwischen Hund und Halter mit Perfektionierung der Gehorsamkeitsübungen, wie Sitz, Platz, Bei Fuß und ähnlichem auf bestimmte Distanzen. Um überhaupt an Obedience-Prüfungen teilnehmen zu können, muss zunächst die Begleithundprüfung als Beleg des Grundgehorsams abgelegt werden.
Treibball
Diese relativ junge Hundesportart hat deutliche Parallelen zur Hütearbeit. Es geht darum, auf Anweisung des Hundeführers hin bis zu 8 Gymnastikbälle in ein Tor zu bugsieren.
Welcher Hundesport für welchen Hund?
Bei der großen Menge angebotener Hundesportarten ist es manchmal gar nicht so einfach zu entscheiden, für welche man sich nun entscheiden möchte. Dabei ist für die Freude am Hundesport hauptsächlich die persönliche Eignung verantwortlich.
Agility, Discdogging und Dogdancing beispielsweise eignen sich vorzugsweise für gesundheitlich fitte und aktive Hunde – aber auch bei den Haltern ist hier Sportlichkeit gefragt. Beim Mantrailing geht es deutlich ruhiger zu, dafür fordert dieses Hobby viel Zeit und Engagement, sowie einen ausgezeichnet ausgeprägten Geruchssinn. Obedience eignet sich auch für körperlich weniger fitte Hundehalter, dafür bedarf es viel Training und Konsequenz in der Durchführung. Treibball fordert Kopf und Körper gleichermaßen und kann auch gut Zuhause „gespielt“ werden – vorausgesetzt, man hat ausreichend Platz zur Verfügung. Am besten, Sie probieren einfach einmal aus, was Ihnen und Ihrem Hund am besten liegt!
Hundesport machen – aber wie?
Hundesport ist vielfältig und hat je nach Disziplin strenge Regeln, die es zu erlernen gilt. Kaum eine Hundesportart ist ein Hobby, das man sich „einfach so“ selbst beibringt. Deshalb bieten viele Hundevereine Hundesportkurse an und auch Hundeschulen veranstalten häufig spezielle Kurse und Turniere. So können Sie die Grundlagen Ihres bevorzugten Hundesports erlernen und je nach Interesse unter sachkundiger Anleitung vertiefen. Dabei ist erlaubt, was Spaß macht: Egal ob Sie Hundesport nur als Hobby in Ihrer Freizeit betreiben wollen, oder ob Sie mit Ihrem Vierbeiner an Wettkämpfen teilnehmen möchten – über die Intensität Ihres Engagements entscheiden am Ende nur Sie selbst. Letztlich ist Hundesport eine tolle Art, seinen Vierbeiner zu beschäftigen und auch selbst Sport zu betreiben.
Weitere Infos finden sich beim Deutschen Hundesport Verband e.V. unter: http://www.dhv-hundesport.de
Tierische Grüße von Ihrer
Petra Fischer
Gesund24h Redaktion