Die Zeit kann man nicht zurückdrehen, das weiß der Volksmund schon lange. Das hindert uns aber nicht daran es Jahr um Jahr wieder zu tun: 2016 ist es der 30.10., an dem wir die Uhr eine Stunde zurückstellen und damit den Wechsel von der Sommer- auf die Winterzeit fest machen. Befürworter der Zeitumstellung propagieren, dass dadurch eine volle Stunde Zeit gewonnen wird – Gegner beklagen sich über zahlreiche Probleme, die die Zeitumstellung Jahr um Jahr mit sich bringt.
Warum wird die Zeit umgestellt?
Die ersten europäischen Länder begannen mit der Zeitumstellung um 1977, Deutschland nahm sie 1980 auf. Einer der Gründe war das durch die weltweite Energiekrise wachsende Verständnis für die Wichtigkeit und Endlichkeit von Ressourcen und die daraus resultierende Notwendigkeit, sparsam mit Ressourcen umzugehen. Leider hat sich mittlerweile herausgestellt, dass die Zeitumstellung in Bezug auf das Energiesparen nicht den gewünschten Effekt bringt: Zwar muss das Licht in den Abendstunden erst später angeschaltet werden, dafür wird am noch kühlen Morgen verstärkt geheizt – rein energetisch bleibt der Nutzen damit weit hinter den Erwartungen zurück, hebt sich sogar weitgehend auf. Dennoch hat die Zeitumstellung Folgen, wenn auch nicht die gewünschten.
Wie reagiert der Körper auf die Zeitumstellung?
Ob und wie stark der Körper auf die Zeitumstellung reagiert, ist individuell: Während einige Menschen (etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung) nur minimale Anpassungsschwierigkeiten haben und sich schon nach wenigen Tagen an den neuen Rhythmus gewöhnt haben, haben andere deutlich länger anhaltende Beschwerden. Besonders ältere Menschen, aber auch Säuglinge und (Klein-)Kinder kämpfen oft schwer mit der Zeitumstellung. Die auftretenden Probleme gleichen denen eines leichten Jetlags: Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Schlappheit und Müdigkeit, Appettitlosigkeit, Gereiztheit oder auch Verdauungsprobleme können die Betroffenen in Folge der umgestellten Zeit mit mehr oder weniger starker Intensität quälen.
Woher kommen die Probleme mit der Zeitumstellung?
Der Grund hierfür ist der menschliche Biorhythmus, also das weitgehend gefestigte System, nachdem wir Schlafen und Wachen, Leistungsfähig oder in Ruhe sind. Dieser ist beim Menschen in weiten Teilen von der Tageslichtzeit abhängig, kann aber auch individuell variieren: Während manche echte Nachteulen sind, erweisen sich andere eher als Frühaufsteher. Zum Teil ist der Biorhythmus genetisch geprägt, kann aber dennoch innerhalb eines gewissen Rahmens verändert werden – genau diese Anpassungsfähigkeit ist es, die für unser Erleben der Zeitumstellung relevant ist.
Denn der natürliche Biorhythmus ist es „gewohnt“ sich nur schleichend anzupassen: Beispielsweise indem er wenn im Winter die Tage langsam kürzer werden längere Schlafenszeiten einfordert und bei längerer Tageslichtzeit im Sommer ein höheres Aktivitätslevel an den Tag legt. Diese natürlichen Veränderungen geschehen langsam und schrittweise: Es ist nicht vom einen Tag auf den anderen Sommer oder Winter, sondern es handelt sich um einen mehrere Monate dauernden Prozess, an den sich der Organismus gut anpassen kann. Die plötzliche Zeitumstellung hingegen wirft unseren Biorhythmus durcheinander: Von einem Tag auf den anderen haben wir eine Stunde mehr oder weniger zur Verfügung, sollen früher oder später aufstehen, essen, ins Bett gehen und dergleichen mehr. Während ein sehr anpassungsfähiger Biorhythmus diese Veränderung schnell akzeptiert, kann ein weniger flexibler Organismus mehrere Wochen mit der Bewältigung der erzwungenen Veränderung kämpfen und entsprechende Symptomatik an den Tag legen.
Was hilft gegen Probleme mit der Zeitumstellung?
Wer bereits weiß, dass er zur Zeitumstellung regelmäßig mit Problemen zu kämpfen hat, der kann versuchen diesen gezielt entgegen zu wirken. Beispielsweise macht es Sinn, sich ein paar Tage frei zu nehmen, um nicht direkt in den festen Arbeitsrhythmus gepresst zu werden, sondern die „neue Zeit“ zunächst langsam anzugehen. Auch viel Zeit im Freien zu verbringen ist hilfreich, denn das Sonnenlicht hilft, die Innere Uhr besser umzustellen. Oft ist es auch eine gute Idee, die Schlafenszeiten bereits einige Wochen vor der eigentlichen Zeitumstellung schrittweise anzupassen – allerdings funktioniert dieser Trick nur bei Menschen mit festen Schlafenszeiten.
Für Kinder, die oft besonders unter der Zeitumstellung leiden, ist es meist gut, wenn zudem bei der Umstellung auf die Winterzeit eine Mittagsruhe eingeführt wird, um das frühere Aufstehen zu kaschieren und bei der Umstellung auf die Sommerzeit die Mittagsruhe bzw. bei den Kleineren den Mittagsschlaf zu verkürzen oder eventuell auch ganz wegzulassen, damit der Nachtschlaf nicht beeinträchtigt wird. Die Veränderungen bei den mittäglichen Ruhezeiten können dann schrittweise wieder ausgeschlichen werden, ohne dass die eigentlichen Aufsteh- und Schlafenszeiten beeinträchtigt werden.
Gesunde Grüße
Petra Fischer
Gesund24h Redaktion