Übergewicht – in industrialisierten Ländern überall auf der Welt wird es immer mehr zu einem Problem, und das nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche. Aktuell sind in Deutschland 15% aller 3- bis 17-Jährigen zu dick. Fast jedes siebte Kind schleppt also zu viele Pfunde mit sich herum, die Hälfte dieser Kinder ist sogar stark übergewichtig. Das sind alamierende Zahlen und erschreckend ist zudem, dass viele Eltern dieser Kinder und Jugendlichen selber übergewichtig sind. Hier ist dringend umfassende Aufklärung und Hilfe erforderlich!
Die Ursachen
Bei der Entstehung des kindlichen oder jugendlichen Übergewichts spielen meist mehrere Faktoren eine Rolle:
- Veranlagung
- Bewegungsmangel
- Ungünstiges Essverhalten
- Seelische Ursachen
Nach Expertenschätzungen ist unser Gewicht zu etwa 70% genetisch bedingt. Übergewichtige Kinder haben häufig auch übergewichtige Eltern und/oder Großeltern. Ein Kind mit solcher Veranlagung nimmt zwar schneller zu, ist aber diesem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Damit sich tatsächlich zu viele Pfunde ansammeln, müssen noch andere Faktoren hinzu kommen.
Unser moderner Lebensstil führt dazu, dass auch Kinder zu viel sitzen. Das fängt schon im Kindergarten an und setzt sich in der Schule fort. Zu Hause verbringen sie dann häufig weitere Stunden vor Fernseher oder Computer. Der Kalorienverbrauch ist dabei gering. Das ist umso bedeutsamer, als beim Fernsehen oder Spielen an der Gamestation häufig auch noch genascht wird. Es entwickelt sich ein Teufelskreis aus körperlicher Trägheit durch Bewegungsmangel, der zu Gewichtszunahme und damit zu mehr Trägheit führt.
Ungünstiges Essverhalten zeigt sich nicht nur in dem, was gegessen wird, sondern auch darin, wie gegessen wird. Da ist das gedankenlose Naschen von Süßigkeiten oder stark fetthaltigen Knabbereien nur ein Problem. Auch das eilige Essen, im Bus oder im Auto, geht auf Kosten der Qualität. Fast Food oder Fertigprodukte enthalten häufig hoch verarbeitete Bestandteile, viel Fett, viel Zucker, kaum Vollwertiges. Die Werbung trägt dazu bei, dass Kinder und Jugendliche dennoch solche Nahrungsmittel bevorzugen. Leider werden auch an vielen Schulkiosken mehr Schokoriegel angeboten als leckere frische Sandwiches oder belegte Brötchen und Obst.
Und schließlich gibt es Phasen im Leben eines Kindes, in denen besonders seelische Ursachen eine ungünstige Gewichtsentwicklung begünstigen. Dazu gehört neben der Einschulung mit den vielen neuen Eindrücken ganz besonders die Pubertät. Wenn die Hormone verrückt spielen, das Ego mal riesig, mal winzig klein ist und die Stimmungen genauso heftig schwanken, dann kann (ungesundes) Essen ein vermeintlicher Seelentröster werden.
Die Folgen
Durch Übergewicht bereits im Kindesalter werden schon früh Herz und Kreislauf stark belastet. Der Blutzuckerspiegel kann sich erhöhen und so die Entstehung von Diabetes begünstigen.
Die vielen Pfunde sind für den Bewegungsapparat oft schlecht zu bewältigen, was dann zu noch weniger Aktivität und noch mehr Gewicht führt. Die durch mangelnde Bewegung schlecht ausgebildete Muskulatur kann Haltungsschäden verursachen. Ebenso können die Gelenke und Knorpel unter dem Übergewicht leiden und sich sogar im weiteren Verlauf eine Arthrose bilden.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Druck, dem übergewichtige Kinder von außen ausgesetzt sind. Sie werden gehänselt, dürfen nicht mitspielen, werden nicht in Mannschaften gewählt, können nicht die angesagten Klamotten tragen. Das Selbstwertgefühl leidet, und wieder entsteht ein Teufelskreis, denn gegen schlechtes Selbstwertgefühl essen viele an. Es kann zu Depressionen und Angstzuständen kommen, und auch Essstörungen werden mit kindlichem Übergewicht in Zusammenhang gebracht.
Was tun?
Ist das Kind wirklich zu dick, oder sind die Pölsterchen noch unter die Rubrik „Babyspeck“ einzuordnen? Das ist schwer einzuschätzen, und es empfiehlt sich auf jeden Fall, den so genannten BMI (Body Mass Index) zu ermitteln. Sie können bei uns den BMI online errechnen. Wenn die Ergebnisse in den Spalten „Übergewicht“ oder gar „Adipositas“ und „starke Adipositas“ liegen, gibt es einiges zu tun. Als Erstes sollten Eltern mit dem Haus-/Kinderarzt oder der Haus-/Kinderärztin sprechen. Ärztin oder Arzt werden untersuchen, ob bereits erhöhte Gesundheitsrisiken bestehen bzw. durch das Übergewicht verstärkt sind. Auch Krankheiten, die das Übergewicht verursachen oder begünstigen, können so entdeckt werden. In solchen Fällen werden sie spezielle Programme für übergewichtige Kinder und Jugendliche empfehlen.
Die gute Nachricht: Wenn das Problem früh erkannt wird, ist Abnehmen manchmal gar nicht nötig, es reichen relativ einfache Umstellungen der Lebensführung: stufenweise Ernährungsänderung, mehr körperliche Aktivität stehen im Vordergrund, dann kann das Kind sein Gewicht halten und so aus dem Übergewicht herauswachsen.
Wichtig dabei:
- Kleine Schritte, damit kein Frust aufkommt
- Alle machen mit – besonders wichtig, wenn die Eltern getrennt sind und das Kind Zeit mit beiden verbringt
- Möglichst auch die Großeltern einbeziehen
- Gewicht und Abnehmen nicht zum Dauerthema machen
- Keinen Stress, aber auch keine Langeweile aufkommen lassen
Wenn sich beim Arztbesuch herausgestellt hat, dass Hilfe von außen sinnvoll ist, oder wenn die eigenen Bemühungen keine Fortschritte bringen, stehen den Betroffenen viele Therapieangebote zur Verfügung. Besprechen Sie diese mit Ärztin oder Arzt, klären Sie dabei auch die Kostenübernahme.
Viele weiterführende Informationen finden Sie zum Beispiel bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Liebe Grüße
Petra Fischer
Gesund24h Redaktion