Mal ehrlich, Flachs oder Lein war eigentlich vollkommen in Vergessenheit geraten. Gerade Leinöl ist noch ein Begriff. Ansonsten war es etwas aus alter Zeit, aus den Märchen oder Geschichten, wie die Vorfahren lebten. Dabei gehörte Flachs über viele Jahrhunderte zu den bedeutendsten Kulturpflanzen Europas. Neben Schafwolle und Hanf war er lange Zeit der wichtigste Rohstoff zur Herstellung von Textilfasern. Durch die Verbreitung der Baumwolle und die synthetischen Fasern nahm die Bedeutung ab. Aber der Flachs hat nach wie vor für uns eine wichtige Bedeutung.
Ein Artikel aus der Bretagne rief diese alte und außerdem wunderschön blühende Pflanze wieder ins Gedächtnis der Autorin.
Dort, sowie in Flandern und in der Normandie gedeiht der Flachs besonders gut. Man kann große Felder mit den blauen Blüten bewundern. In Deutschland gibt es Flachs im Allgäu, außerdem wird Osteuropa und USA als Anbaugebiet angegeben.
Nun erlebt seit einigen Jahren diese alte Kulturpflanze wieder ein Comeback.
Dabei haben Ernährungswissenschaftler entdeckt, dass beispielsweise Leinsamen, das als Nahrungsmittel auch eine bewährte Verdauungshilfe ist, Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffe enthält. Die Empfehlung ist, täglich drei Esslöffel Leinsamen zu sich zu nehmen, evtl. im Müsli. Dazu reichlich trinken, damit der im Darm aufquellen kann, eben zur Linderung der Verdauungsbeschwerden.
Studien von Krebsforschern haben überdies ergeben, dass Leinsamen in Verbindung mit einer Kost, die mit Vollkornprodukten, Salaten und Gemüse angereichert ist, Wechseljahresbeschwerden mildert. Und dass das Risiko gesenkt wird, nach den Wechseljahren an Brustkrebs zu erkranken. Auch hier empfehlen die Mediziner zwei bis drei Esslöffel geschroteten Leinsamen am Tag.
Leinöl, gewonnen aus den reifen Samen, war frisch gepresst über die Jahrhunderte hinweg ein verbreitetes Speiseöl.
Es hatte einen starken Eigengeschmack. Heute wird es als regionale Spezialität geschätzt, Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl gibt es im Spreewald. Die Ernährungswissenschaftler empfehlen aber Leinöl zu verwenden, da es durch die reichlich enthaltenen Fettsäuren sehr gesund ist. Leinöl senkt den Cholesterinspiegel und hemmt Entzündungen. Dadurch würde sogar das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung geringer, so die Fachleute
Ein weiterer Aspekt ist für die neue Beliebtheit des Flachses, dass man seit einiger Zeit sich wieder mehr auf ökologisch wertvolle Dinge besinnt.
Da hat sogar die Modebranche sowie die Wäschefabrikation wieder das eben aus Flachs hergestellte gute alte Leinen entdeckt. Es ist nämlich so, dass der Flachs im Anbau mit wenig Dünger und Pflanzenschutzmitteln auskommt.
Leinen kühlt und wirkt schweißhemmend. Schon früher eignete es sich für luftige Sommerkleider und leicht Anzüge. (Weiß mit Strohhut, wer kennt die Herren nicht aus alten Filmen!). Für Wäsche ist Leinen ja überhaupt klassisch: Bettlaken, Bezüge, Handtücher sind nicht nur edel, auch strapazierfähig und mottenbeständig. Gewonnen wird die feine Bastfaser aus den Stängeln.