Eigentlich ist er schon lange bekannt, dennoch hat sich bisher kaum jemand groß für den Zika-Virus interessiert: Obwohl er bereits 1947 entdeckt wurde, gibt es bisher kaum Forschungen zu dem Virus, geschweige denn einen Impfstoff oder Medikamente gegen das Zikafieber. Doch in den vergangenen Wochen und Monaten ist der Virus plötzlich in den Focus der Öffentlichkeit gerückt: Eine ausufernde Welle an Krankheitsfällen in Brasilien und das Bekanntwerden der möglichen Folgen für Ungeborene sorgen für neue Brisanz. Wir beantworten die drängendsten Fragen rund um den Zika-Virus.
Zika-Virus – der unterschätzte Erreger
Bereits 1947 wurde der Zika-Virus im Zika-Forrest in Uganda isoliert und benannt. Etwa 5 Jahre später wurde der Virus aus der Gattung der Flaviviren erstmals beim Menschen identifiziert. Viel Bedeutung wurde dem dennoch nicht beigemessen – was vermutlich daran liegt, dass das davon ausgelöste Zikafieber verhältnismäßig harmlos anmutet.
Erst 2007, als es in Ozeanien, auf den Yap-Inseln in Mikronesien zur ersten bekannten Massenerkrankung durch den Zika-Erreger kam, änderte sich das öffentliche Bild des Virus: Rund 73% der Bevölkerung waren nach durchgeführten Antikörpertests infiziert. Damit galt der Zika-Virus als Erreger mit globalem Ausbreitungspotential. Weitere Ausbreitungswellen verliefen dennoch bislang unspektakulär, bis es 2015 zu einem massiven Ansteckungsanstieg in Brasilien kam.
Zum Vergleich: Die Bevölkerungsdichte in Ozeanien beträgt in etwa 13 Einwohner pro km², größtenteils auf weitgehend isolierten Inseln, während Statistiken für Brasilien Zahlen von etwa 24 Einwohnern pro km2 nennen – Gebiete wie um die Megacity São Paulo sind ungleich dichter besiedelt. Dadurch wurde eine neue Dimension des scheinbar harmlosen Erregers greifbar: Vermutlich verursacht er neben den bekannten Symptomen des Zikafiebers auch bleibende Schäden bei Ungeborenen, auch wenn dieser Zusammenhang noch nicht eindeutig nachgewiesen ist. Da eine weitere Verbreitung des Erregers nicht auszuschließen ist, macht es deshalb Sinn, sich auch hierzulande gründlich zu informieren.
Wie wird der Zika-Virus übertragen?
Zu den Übertragungswegen des Zika-Virus gibt es bislang wenig gesicherte Erkenntnisse. Fest steht, dass er wohl über verschiedene Arten von Stechmücken übertragen werden kann, sowie dass er im Blut und auch in der Samenflüssigkeit nachgewiesen werden konnte. Forscher gehen davon aus, dass neben der Übertragung durch Mückenstiche auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich ist, beispielsweise beim ungeschützten Geschlechtsverkehr.
Welche Symptome treten bei einer Zika-Infektion auf?
Die Symptome einer Zika-Infektion sind zunächst wenig spektakulär: Der Erkrankte leidet unter leichtem Fieber, rot-fleckigem Hautausschlag, geröteten, eventuell auch entzündeten Augen sowie Gelenkschmerzen. Gelegentlich berichten Betroffene auch von Kopf- und Muskelschmerzen, sowie von Erbrechen und Durchfall. Diese Symptome klingen normalerweise nach wenigen Tagen bis einer Woche von allein und ohne Komplikationen ab. Schwere Krankheitsverläufe sind sehr selten, Todesfälle aufgrund des Zika-Virus sind bislang keine bekannt. Tatsächlich bemerken viele Infizierte die Infektion gar nicht, da die Symptome oft sehr mild auftreten. Nach dem Auftreten einer Infektion ist mit Immunität gegen den Erreger zu rechnen.
Dennoch darf der Zika-Virus nicht unterschätzt werden: Bereits seit dem Ausbruch in Französisch-Polynesien wird vermutet, dass es in Folge einer Infektion zu einem erhöhten Risiko für neuronale Erkrankungen und Störungen des Immunsystems kommen kann. Seit der Infektionswelle in Brasilien wird nun zusätzlich vermutet, dass die massiv angestiegene Anzahl an Neugeborenen mit Mikrozephalie ebenfalls mit dem Zika-Virus zusammenhängt.
Was ist Mikrozephalie?
Mikrozephalie ist eine Fehlbildung des Kopfes bei Neugeborenen. Der Schädel ist deutlich kleiner als bei gesunden Gleichaltrigen, es kommt zu schweren Störungen der Hirnentwicklung. Mikrozephalie wird unter anderem durch Alkohol- und Drogenmissbrauch in der Schwangerschaft, Gendefekte oder auch Infektionskrankheiten, wie beispielsweise einer Rötelninfektion in der Schwangerschaft ausgelöst. Nun steht auch der Zika-Virus in Verdacht, die Fehlbildung auszulösen.
Wie wird eine Zika-Infektion behandelt?
Bislang gibt es keine speziellen Medikamente gegen den Zika-Virus. Im Krankheitsfall werden die Symptome durch normale Schmerz- und Fiebermittel gelindert. Im Normalfall ist das allerdings auch ausreichend, da der Krankheitsverlauf wie bereits erwähnt normalerweise eher harmlos ist.
Ist Schutz gegen Zika-Infektionen möglich?
Eine Schutzimpfung gegen den Zika-Virus wurde bislang nicht entwickelt. Deshalb wird in erster Linie versucht, die Übertragungswege zu blockieren. Dies erfolgt zum Beispiel durch verstärkten Schutz vor Mückenstichen (Insektenabwehr-Sprays, Mückennetze u.a.), intensive Kontrolle von Blutkonserven und die Nutzung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr. Zudem sollten Schwangere derzeit nach Möglichkeit von vermeidbaren Reisen in betroffene Länder absehen. In Anbetracht der Tatsache, dass eine weltweite Verbreitung verhindert werden sollte, macht es aber auch für Nicht-Schwangere Sinn, Reisen ins Risikogebiet fürs erste zu vermeiden.
Brasilien, das derzeit wohl am stärksten betroffene Land, setzt im Kampf gegen die Virus-Infektion derzeit auf Aufklärung und ein Mückenbekämpfungsprogramm, das dafür sorgen soll, dass zu den Olympischen Spielen im Sommer 2016 sowohl Sportler als auch Touristen wieder weitgehend risikofrei nach Brasilien reisen können.
Müssen wir Angst vor einer Infektionswelle haben?
Eins steht fest: Der Zika-Virus hat das Potential, sich weltweit auszubreiten. Dennoch glauben Experten bislang nicht, dass für eine langfristige Gefahr von dem Erreger ausgeht. Ein Grund hierfür ist, dass der Erkrankte im Anschluss an die Infektion immun gegen eine weitere Ansteckung ist – eine Zika-Infektionswelle hinterlässt damit also eine große Menge an immunisierten Personen. Damit dämmt sich der Virus langfristig also selbst in seiner Ausbreitung ein.
Das Problem der akuten Erkrankung und der vermutlich damit einhergehenden Fehlbildungen ist damit freilich nicht aus der Welt geschafft. Dennoch gibt es bislang keinen Grund für Panik: Schließlich ist der Zusammenhang zwischen Mikrozephalie und Zika-Virus bislang nur eine unbestätigte Vermutung. Leichtsinn ist zwar trotzdem nicht angebracht – Panik aber ebenso wenig. Denn gerade in Deutschland und weiten Teilen West- und Nordeuropas ist eine Ausbreitung des Virus kaum denkbar. Das liegt in erster Linie daran, dass die Mücken, die den Virus verbreiten, hierzulande nicht ansässig sind. Bei den wenigen Fällen, die bisher Europa erreicht haben, haben sich die Betroffenen im Ausland infiziert.
Zudem wir nun intensiv in die Forschung rund um den Zika-Virus investiert, es ist sehr wahrscheinlich, dass es bald schon möglich sein wird, entsprechende Schutzimpfungen durchzuführen. Bis es so weit ist, wird Schwangeren und Frauen mit akutem Kinderwunsch geraten, sowohl betroffene Regionen als auch den engen Kontakt mit Menschen, die vor kurzem in betroffenen Regionen zu Gast waren zu meiden.
Weitere Informationen zum Zika-Virus finden Sie beim Robert Koch Institut, den aktuellen wissenschaftlichen Stand beim Bundesministrium für Gesundheit und selbstverständlich fundiertes Grundwissen bei Wikipedia.
Gesunde Grüße
Petra Fischer
Gesund24h Redaktion